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24. Februar 2023 – seit einem Jahr Krieg in der Ukraine

Koen Carlier und Anemone Rüger - 23. Februar 2023

Mitte Februar vergangenen Jahres noch berichteten wir von „Vorbereitungen auf den Ernstfall“, die unser Team in der Ukraine traf; von den dunklen Wolken, die sich über dem „Land des Nordens“ zusammenbrauten und von der abnehmenden Hoffnung, dass sich die Vorbereitungen als unnötig erweisen würden. Wenige Tage später geschah das Unvorstellbare: Mit dem Einmarsch russischer Truppen in das seit 30 Jahren unabhängige Nachbarland Ukraine ist der Traum von einem friedlichen Kontinent, der die Horrorszenarien des Kalten Krieges hinter sich gelassen hat, wie eine Seifenblase zerplatzt. Seit einem Jahr – auch das damals kaum vorstellbar – hält die Ukraine mit internationaler Unterstützung stand, doch der Preis ist hoch.

Systematische Zerstörung der zivilen Infrastruktur

Die russischen Angriffe haben das Land mit Tod und Zerstörung überzogen. Während zunächst militärische Ziele ins Visier genommen wurden, zielen die russischen Angriffe seit Monaten auf die systematische Zerstörung der zivilen Infrastruktur ab. Viele Städte im Osten und Südosten der Ukraine haben einen bitteren Winter ohne Heizung und fast ohne Strom oder frisches Wasser hinter sich. Die Schwarzmeerstadt Mariupol – einst eine von Schwerindustrie geprägte Sowjet-Stadt mit einer halben Million Einwohner, die in den letzten Jahren Quantensprünge bei der Verbesserung der Lebensqualität gemacht hatte – ist dem Erdboden gleichgemacht worden. Die pro-russischen Separatistenregionen Lugansk und Donezk wurden von Russland einseitig annektiert; dann folgten die benachbarten Regionen Saporosche und Cherson, die zum Teil von russischen Truppen besetzt sind.

Ein zerstörtes Wohngebäude

In all diesen Regionen wie auch im Rest des Landes ist ein Team von Christians for Israel International (zu dem auch Christen an der Seite Israels- Österreich gehört) seit gut 20 Jahren tätig, um jüdische Gemeinden zu unterstützen, Hilfe bei der Ausreise nach Israel anzubieten und durch Suppenküchen, Lebensmittelpakete und Besuche vor Ort die Liebe christlicher Unterstützer zum jüdischen Volk praktisch werden zu lassen. Als der Krieg ausbrach, wurden alle Bemühungen auf die Evakuierung ukrainischer Juden ausgerichtet – vom Transport aus den Krisengebieten über die Unterbringung in vorbereiteten Quartieren bis zur Übergabe an die israelische Einwanderungsbehörde in Moldawien. Viele unvergessliche Momente haben sich auf diesem Fluchtweg in die Herzen der jüdischen Flüchtlinge eingegraben – Begegnungen mit Christen, die ihnen in diesen schweren Stunden eine warme Mahlzeit servierten, die Reisetaschen trugen oder sie einfach in den Arm nahmen.

Hilfe im Kriegsgebiet

„Wir haben jetzt ein Jahr Erfahrung damit, wie es ist, in einem Kriegsgebiet zu operieren“, sagt Koen Carlier, Leiter unserer Arbeit in der Ukraine. „Wir haben unzählige Fahrten in die betroffenen Städte gemacht – oft unter Lebensgefahr. 6000 ukrainischen Juden konnten wir seit Kriegsbeginn auf dem Weg nach Israel helfen.“

Als die Flüchtlingszahlen im Sommer stark zurückgingen, setzte unser Team alles daran, die jüdischen Gemeinden mit praktischen Ressourcen zu unterstützen.

Lebensmittelpakete werden verladen

„Wir hatten uns mithilfe vieler Spender größere Vorräte anlegen können“, so Koen. „So konnten wir nach den ersten Kriegswochen unsere Lebensmittelhilfe für die jüdischen Gemeinden wieder aufnehmen. Mit Gottes Hilfe und unter Seinem Schutz haben wir viele Hindernisse überwunden“ – zuletzt in der Schwarzmeerstadt Cherson, die zwar im September von russischen Truppen geräumt wurde, aber seitdem unter Dauerbeschuss steht. Der Weg nach Israel steht den ukrainischen Juden prinzipiell offen – bis auf die wehrpflichtigen Männer, die im Land verbleiben müssen, solange der Kriegszustand anhält. Doch der Schritt ins Ungewisse ist besonders für die Älteren, die den Großteil der jüdischen Gemeinden ausmachen, schwer vorstellbar.

Große Dankbarkeit für die Hilfe

„Wir sind mit den jüdischen Leitern ständig in Verbindung“, erklärt Koen. „Viele berichten uns, wie ihre Städte nach und nach in Schutt und Asche gelegt werden. Doch die Älteren wollen abwarten und hoffen, dass sie schon irgendwie zurechtkommen. Wir können sie nur immer wieder ermutigen, unser Angebot zur Evakuierung anzunehmen, bevor es zu spät ist. Wir sind nach bestem Wissen und Vermögen vorbereitet.“

Zum Jahrestag des Einmarschs wächst die Anspannung. Gibt es am diplomatischen Horizont ein Hoffnungszeichen für eine außermilitärische Lösung? Welche Allianzen bilden sich gerade? Wie steht es um die Sicherheit der anderen Anrainerstaaten? Und um die Sicherheit unserer Mitarbeiter?

Kein Ende des Krieges in Sicht

„Ein Jahr nach Beginn des Krieges ist noch kein Ende in Sicht“, sagt Teamleiter Koen. „Die letzten Wochen waren relativ ruhig. Ist es die Ruhe vor dem Sturm? Es gehen Gerüchte um, dass die zweite russische Offensive bereits angefangen hat und dass sie noch heftiger werden soll als die erste. Das zehrt natürlich auch an den Kräften jedes einzelnen Mitarbeiters.

Wir hatten vor einiger Zeit ein Teamtreffen, erzählt Koen weiter. Da hat Gott zu uns gesprochen durch Jesaja 43,2: ‚Wenn du durch Wasser gehst, will ich bei dir sein, und wenn du durch Ströme gehst, sollen sie dich nicht ersäufen. Wenn du ins Feuer gehst, wirst du nicht brennen, und die Flamme wird dich nicht versengen.‘ Wir dürfen unter Seinem Schirm weitermachen und dabei wissen, dass wir Rückendeckung von unseren Freunden haben.“

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