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Turbulente Zeiten in der Ukraine

Koen Carlier - 25. Oktober 2022

Seit Anfang Oktober erleben wir eine neue Phase des Krieges in der Ukraine. Im ganzen Land werden größere und kleinere Städte mit Raketen beschossen, zum Teil von Kamikaze-Drohnen. Die Raketen treffen die verschiedensten Ziele – von Infrastrukturobjekten bis zu Wohngebieten.

Wir sehen die Bilder von zerstörten Wohnblocks in Kiew, Saporosche, Dnipro. Sogar im Verwaltungsbezirk Winniza sind viele Infrastrukturziele getroffen worden. Bereits jetzt führt das zu erheblichen Problemen in der Strom- und Wasserversorgung; Wohnungen bleiben ungeheizt, und dabei steht der Winter vor der Tür.

Evakuierungen

Seit Beginn der Raketenangriffe ist unser Team ständig in Alarmbereitschaft. Wir haben bereits hunderte von Juden aus dem Großraum Saporosche und Dnipro evakuieren können. Einige der jüdischen Flüchtlinge haben wir direkt für die Weiterreise nach Israel nach Moldawien gebracht. Andere wollten erstmal nur in den Westen der Ukraine.

Wir hören oft herzzerbrechende Geschichten von den Flüchtlingen. Meist sind es ältere Menschen, Mütter und Kinder, die mit uns unterwegs sind. Nach wie vor dürfen Männer im wehrpflichtigen Alter von 18 bis 60 das Land nicht verlassen. Nur selten gibt es Ausnahmen, wenn beispielsweise jemand aus gesundheitlichen Gründen ausgemustert wird.

Saporosche

Saporosche ist diesen Monat besonders schwer beschädigt worden. Viele Raketen haben das Stadtzentrum und auch andere Stadtviertel getroffen. Zahlreiche Bewohner sind dabei umgekommen. Andere mussten wochenlang wie Tiere fast ohne Versorgung in Kellergeschossen zubringen – kalt und feucht, ohne Essen, ohne sanitäre Einrichtungen; bange Wochen voller Angst.

Als die Nachricht über eine mögliche Evakuierung die Runde machte, haben viele die Gelegenheit genutzt. Sie mussten über Nacht die Entscheidung treffen, alles zurückzulassen und in einen unserer Evakuierungsbusse zu steigen. Einmal in Sicherheit, steht erneut die Entscheidung an, wie es weitergehen soll.

Eine unserer Passagiere war die Holocaustüberlebende Larissa. Sie war schon 2014 aus Donezk nach Saporosche geflohen. Acht Jahre lebte sie mit ihrem Sohn, ihrer Tochter und ihrem behinderten Enkel in der jüdischen Schule der Stadt. Gerade, als ihr Leben wieder einigermaßen geordnet zu verlaufen schien, wurde Saporosche schwer bombardiert. Nun musste sie als 86-jährige Holocaustüberlebende erneut fliehen. Wir haben sie evakuiert. Doch nun musste die Familie entscheiden: Westukraine oder Israel?

Hier erzählt Koen Carlier die Geschichte von Larissa (Englisch):

Während der Busfahrt Richtung Westen mit Stopp in unserem Versorgungszentrum hören wir viele Geschichten, wie die Leute überlebt haben. Wir heißen sie nach der Ankunft immer erstmal mit einem guten Essen willkommen. Dafür sind die Passagiere unglaublich dankbar. Eine mit Liebe zubereitete warme Mahlzeit vermag Wunder zu bewirken! Am folgenden Tag geht die Fahrt weiter – entweder in die moldawische Hauptstadt Chisinau (Kischinjau) oder in ein weiteres Auffangzentrum in den Karpaten in der Westukraine.

Die Risiken

In den vergangenen Wochen haben wir mit unserem großen Bus und unseren Minibussen hunderte jüdischer Familien evakuiert. Wir wissen, dass unterwegs alles Mögliche passieren kann. Die Fahrzeuge könnten eine Panne haben, wir könnten einen Unfall haben, eine Rakete könnte in der Nähe einschlagen. Diese Woche wurden drei Krankenwagen von Raketen getroffen. Zum Glück wissen wir uns in unserer Arbeit von Gebet getragen. Der Schalom, der Frieden Gottes umgibt uns.

Flieht aus dem Land des Nordens!

Wir bekommen jetzt verstärkt Anfragen aus verschiedenen Städten, Angehörige der jüdischen Gemeinden zu evakuieren. Ich denke, wir werden in den nächsten Wochen intensiv damit beschäftigt sein, auch größere Gruppen von jüdischen Flüchtlingen in Sicherheit zu bringen. Was genau die Zukunft bringen wird, weiß ich auch nicht. Ich kenne aber die Worte aus Sacharja 2, wo Gott deutlich sagt: „Flieht aus dem Land des Nordens… nach Zion rette dich!“

Wir hoffen, dass die Zehntausenden Juden, die noch in der Ukraine leben, diese Worte zu Herzen nehmen und die Entscheidung treffen, nach Israel zurückzukehren. Solange führen wir unsere lebensrettende Arbeit fort. Das ist nicht immer einfach. Doch wir sagen seit Ausbruch des Krieges: “Wir wollen jetzt und hier – zu Zeiten der Not – an der Seite des jüdischen Volkes sein. Wir wollen den Weg bahnen, damit das jüdische Volk zurückkehren kann.“ Daran wollen wir uns halten, Solange wir irgend können – trotz den vielfältigen Bedrohungen des Krieges, trotz der Sorgen um den kommenden Winter.

Übersetzung aus dem Englischen von Anemone Rüger

 

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