Ein Traum wird wahr
Internationaler Flughafen Kiew-Borispol. — Es ist der 3. November um drei Uhr nachmittags. In wenigen Stunden geht der Flug für den 18jährigen Arthur aus Donezk. Er ist einer von 140 jüdischen Jugendlichen, die in das Land ausreisen werden, von dem sie seit Jahren geträumt haben.
Rote Zone
In die Ukraine einzureisen, ist nicht so schwierig. Selbst für Passagiere aus einem “roten“ Land ist ein negatives Corona-Testergebnis ausreichend, um sich hier frei zu bewegen. Aber das kann sich jeden Moment ändern: Die Zahl der Infektionen steigt auch in der Ukraine exponentiell. In manchen Krankenhäusern liegen die Corona-Patienten auf den Gängen, da nicht nur die Intensivstationen, sondern auch die Krankenhäuser im allgemeinen überfüllt sind. Die ukrainische Regierung kann jederzeit wieder Reisebeschränkungen verhängen, und dann sind alle logistischen Pläne Makulatur…
Verlassener Flughafen
Der Flughafen wirkt verlassen. Ein paar müde Geschäftsreisende eilen durch das Abflugterminal, gerüstet mit Mundschutz und Handgepäck. Der großflächige Parkplatz nahe der Abflughalle ist so gut wie leer – bis drei Reisebusse vorfahren. 140 jüdische Jugendliche steigen aus.
Für einige von ihnen ist es das erste Mal, dass sie einen Blick in das Innere eines Flughafens werfen. Für sie alle ist es der letzte Tag, an dem sie die Ukraine ihr Heimatland nennen. Einer der Jugendlichen ist Arthur. Arthur ist Sportler und lässt seine Eltern, Großeltern und zwei jüngere Brüder zurück. Er war tagelang unterwegs, um überhaupt nach Kiew zu kommen. Die Grenze zwischen dem Separatistengebiet im Donbass und der Ukraine zu passieren, ist ein gewagtes und aufwändiges Unterfangen. Wenn Arthur in Israel ist, wird er sich in einem Ausbildungsprogramm einschreiben.
Logistische Herausforderung
Die Logistik, die hinter der Alijah (Ausreise nach Israel) dieser Gruppe von Jugendlichen steht, ist ein Mammutprojekt. Siebzehn Mitarbeiter von Christians for Israel sind mit der Koordinierung beschäftigt – in enger Zusammenarbeit mit der Jüdischen Einwanderungsbehörde Jewish Agency und der israelischen Keren Hayesod. Die To-Do-Liste ist lang: Pässe, ärztliche Atteste, Gepäck, Flugtickets und natürlich Mundschutzmasken. Einige der Jugendlichen sind aus dem Kriegsgebiet geflohen – der ostukrainischen Region um Donezk, wo die Unruhen zwischen pro-russischen Separatisten und dem ukrainischen Militär andauern.
Dutzende Minibusse sind am Morgen von zahlreichen Städten der Ukraine ausgeschwärmt – einem Land, das 20 Mal so groß ist wie Israel. Die Anfahrt zum Abflug ins Verheißene Land ging teils über holprige Pisten. Aber jetzt sind alle da und abflugbereit; keiner fehlt.
Abflug
Inzwischen ist es dunkel geworden – es ist sieben Uhr abends. Das Flugzeug setzt sich in Bewegung und lässt das Terminal hinter sich. Auf dem Flugzeugrumpf prangt ein Banner “40 Jahre an der Seite des jüdischen Volkes“, das Bezug nimmt auf das 40jährige Bestehen von Christians for Israel. Nach zwei Jahrtausenden Diaspora kehrt das jüdische Volk in seine alte Heimat, das Land Israel, zurück – unterstützt von Christen.
Koen Carlier, Leiter der Alijah-Arbeit in der Ukraine, sagt dazu: „Vor einigen Tagen habe ich das Kapitel 60 im Propheten Jesaja gelesen, wo diese großen Ereignisse beschrieben werden. Am Ende heißt es, dass der Herr Sein Volk eigenhändig im Land einpflanzt. Jetzt, in unseren Tagen, pflanzt Gott Sein Volk im Land Israel ein.“
Auftrag erfüllt
Wenige Stunden später landen die jungen Passagiere wohlbehalten in Israel. Auftrag erfüllt!! Wieder ist eine Gruppe von Juden im Verheißenen Land angekommen. Was mag die Zukunft bereithalten für diese 140 Jugendlichen, die sich ab jetzt als israelische Staatsbürger betrachten können? Lassen wir noch einmal Arthur zu Wort kommen: „Ich weiß nicht, was mich erwartet. Aber mein Traum ist es, für meine ganze Familie den Weg nach Israel zu ebnen.“ Heute beginnt dieser Traum, wahr zu werden.
Fotos der Abreise (bitte klicken Sie auf ein Foto, um es zu vergrößern)
Fotos der Ankunft
Fotos Ukraine:
Svetlana Soroka
Fotos Israel:
Sraya Diamant | Jewish Agency for Israel