San Remo 100

Die geistliche & prophetische Bedeutung von San Remo – 100 Jahre San Remo (Teil 6)

Hugh Kitson - 23. September 2020

Ich habe bereits mehrmals erwähnt, dass die San Remo-Resolution und das daraus resultierende Mandat für Palästina die Eigentumsurkunde, die der allmächtige Gott den hebräischen Patriarchen gab, im Völkerrecht verankert hat. Vielleicht war das damals nicht offensichtlich, aber ich glaube, dass es genau das war, was Gott vor 100 Jahren, im April 1920, hinter den Kulissen tat.

Zu dieser Zeit war Großbritannien zusammen mit dem Imperium, das ihm angegliedert war, die ‘globale Supermacht‘ der Epoche, wenn auch damals schon im Niedergang begriffen. In den folgenden Jahrzehnten würden die Vereinigten Staaten von Amerika diese Position einnehmen.

Dennoch waren Großbritannien und sein Imperium für die Balfour-Deklaration, die Zerschlagung des Osmanischen Reiches und die Umsetzung der San Remo-Resolution verantwortlich.

Das Edikt von Kyrus

Der Kyrus-Zylinder, Britisches Museum. Foto: Hugh Kitson

Dies war nicht das erste Mal in der Geschichtsschreibung, dass eine ‘globale Supermacht‘ dafür verantwortlich sein würde, die Wiederherstellung der Nation Israel zu ermöglichen. Die Bibel berichtet, dass dem Oberhaupt des persischen Reiches, König Kyrus, während des babylonischen Exils im 6. Jahrhundert v. Chr. eine ähnliche Rolle zugewiesen wurde. Was geschah, ist in einer Reihe von Büchern in den hebräischen Schriften festgehalten, insbesondere in der 2. Chronik Kapitel 36 sowie in den Büchern Esra und Nehemia. Die hebräische Bibel, die eine andere Gliederung hat als das christliche Alte Testament, schließt eigentlich mit dem Zweiten Buch der Chroniken, und sie schließt mit dem Edikt des Kyrus: ‘So spricht Kyrus, der König von Persien: “Alle Königreiche der Erde hat der HERR, der Gott des Himmels, mir gegeben. Und er hat mich beauftragt, ihm ein Haus zu bauen in Jerusalem, das in Juda ist. Wer immer unter euch aus seinem Volk ist, mit dem sei der HERR, sein Gott! Er ziehe hinauf!“‘ (2. Chronik 36:23)

Man könnte sagen, dass dieses Edikt des persischen Königs ‘das Völkerrecht‘ seiner Zeit war. Wir finden es nicht nur in der Bibel, sondern es ist auch auf dem ‘Kyrus-Zylinder‘ eingraviert, der aus dem Jahr 538 v. Chr. stammt und sich heute im Britischen Museum befindet! Für diejenigen, die weder an die Autorität noch an die Genauigkeit der Bibel glauben, liefert Gott einen außerbiblischen Beweis für etwas, das so viele heute zu leugnen versuchen: die jüdische historische Verbindung zu Jerusalem!

 „Für diejenigen, die weder an die Autorität noch an die Genauigkeit der Bibel glauben, liefert Gott einen außerbiblischen Beweis für etwas, das so viele heute zu leugnen versuchen: die jüdische historische Verbindung zu Jerusalem!“

Wiederherstellung und das Kommen des Messias

Warum waren also damals die Rückkehr des jüdischen Volkes und der Wiederaufbau Jerusalems und des Tempels so entscheidend? Auf diese Frage könnte man viele Antworten geben, ich möchte aber nur eine anbieten: die Stadt Jerusalem und das jüdische Volk auf das erste Kommen des Messias – des Lammes Gottes, das kam, um die Sünde der Welt hinweg zunehmen – vorzubereiten (nach Johannes 1,29).

Mehr als zweitausend Jahre nach dem Kyrus-Edikt errichtete der HERR ein weiteres Großreich – das British Empire, das das ausgedehnteste Reich war, das die Welt bis dahin gesehen hatte. Abgesehen davon, das Evangelium des Herrn Jesus Christus bis an die Enden der Welt zu tragen, sollte das British Empire seine ‘Rolle als Kyrus’ annehmen, um die Wiederherstellung Israels in seiner ursprünglichen Heimstätte zu ermöglichen. Bedauerlicherweise geringschätzen viele Briten heute das ehemalige British Empire genauso, wie sie das Evangelium und die Wiedergeburt des jüdischen Staates geringschätzen. Auch wenn im Namen des Empire Gräueltaten begangen wurden – schließlich sind wir eine gefallene Menschheit –, so hatte der HERR doch Seine Absichten, den Aufstieg des British Empire zu begünstigen, genau wie in den Tagen von Kyrus.

Vor einigen Jahren produzierte ich einen Dokumentarfilm und führte dabei Regie, der weitgehend der Vision meines Historiker-Freundes Kelvin Crombie entsprach, der ihn präsentierte. Er trug den Titel “The Destiny of Britain“. Hier können Sie den Trailer sehen. Er untersucht, wie das christliche Erbe Großbritanniens zur Balfour-Deklaration führte.

San Remo – das Kyrus-Edikt der heutigen Zeit

Die San Remo-Resolution, die die Balfour-Deklaration in den Status eines völkerrechtlichen Vertrages erhob, könnte als das ‘Kyrus-Edikt‘ der heutigen Zeit gesehen werden.

Wie in dem früheren Artikel, der sich ausführlich mit der San Remo-Konferenz befasste, dargelegt wurde, diskutierte man die territoriale Ausdehnung der Nationalen Jüdischen Heimstätte. Obwohl die tatsächlichen Grenzen damals noch nicht endgültig festgelegt waren, wurde die Absicht geäußert, dass sie das Gebiet, das während der Regentschaft von König David und König Salomo von Israeliten bewohnt worden war, umfassen sollte. Dazu gehört auch das biblische Kernland von Judäa und Samaria und insbesondere Israels historische Hauptstadt, Jerusalem.

Und warum ist dieses neuzeitliche Kyrus-Edikt so entscheidend für die Absichten Gottes? Aus meiner Sicht dient es dazu, das jüdische Volk, das seit zwei Jahrtausenden größtenteils über den ganzen Erdball verstreut war, das Land Israel und die Stadt Jerusalem auf das Zweite Kommen des Messias vorzubereiten. Seine Aufgabe dieses Mal? Vom Thron Davids – Seinem Thron – in Jerusalem über die ganze Erde zu herrschen und zu regieren.

„Die San Remo-Resolution, die die Balfour-Deklaration auf den Status eines völkerrechtlichen Vertrages hob, könnte als das ‘Kyrus-Edikt‘ der heutigen Zeit gesehen werden.“

 
Die Stadt des großen Königs – nicht al-Quds

Der Herr Jesus bezeichnete Jerusalem einmal als “die Stadt des großen Königs“ (Matthäus 5,35) – in Bezug auf sich selbst. Durch den Propheten Sacharja verkündete Er: “Ich kehre nach Zion zurück und wohne mitten in Jerusalem. Und Jerusalem wird ‘Stadt der Treue‘ genannt werden und der Berg des HERRN der Heerscharen ‘heiliger Berg‘. (Sacharja 8,3) Es ist offensichtlich, dass der Herr Jesus nicht nach al-Quds (der arabische Name für Jerusalem) als Hauptstadt eines islamisch-palästinensischen Staates zurückkehren wird. Und hier liegt das zentrale Element des Nahostkonflikts – der Angriff der dämonischen geistlichen Mächte der Finsternis auf die verkündeten Absichten Gottes.

San Remo 90

Foto von der ECI San Remo Konferenz im Jahr 2010. Der Dritte von links ist Danny Danon, der damalige Stellvertretende Sprecher der Knesset und jetziger UN- Botschafter Israels.
Foto: Europäische Koalition für Israel (ECI)

Vor zehn Jahren, am 24. und 25. April 2010, organisierte die European Coalition for Israel in der Villa Devachan in Sanremo, wo die ursprüngliche Konferenz vor 100 Jahren stattgefunden hatte, eine Gedenkfeier zum 90. Jahrestag der San Remo-Resolution. An der Tagung nahmen eine Reihe von Völkerrechtsjuristen und rund 30 Fürbitter aus verschiedenen Nationen, darunter auch aus Großbritannien, teil. Auf dieser Konferenz wurde Buße für die Nationen – insbesondere Großbritannien – für das an diesem Ort erfolgte ‘Brechen des Bundes‘ getan, und es wurde eine neue Erklärung unterzeichnet, in der die ursprüngliche San Remo-Resolution bekräftigt wurde. Im offiziellen Bericht über die Tagung steht zu lesen: ‘Wir fühlten, dass der Sonntag (25. April) ein Tag sein würde, den wir dem Herrn und Seinen Absichten für Israel widmen würden. Wir verlasen Seine Verheißungen aus dem Wort Gottes, als wir Seinen Namen in Anbetung erhoben‘. Der Ehrengast, der Zeuge all dessen war, war der damalige Stellvertretende Sprecher der Knesset, Danny Danon. Von 2015 bis Mitte 2020 war er Israels Botschafter bei den Vereinten Nationen.

Diese Tagung vor zehn Jahren scheint heute von besonderer Bedeutung zu sein, weil alle Gedenkfeiern zum hundertsten Jahrestag wegen der Covid-19-Pandemie überall, auch in Sanremo selbst, abgesagt oder auf unbestimmte Zeit verschoben werden mussten. Vielleicht gibt uns der HERR die Gelegenheit, dieses 100 Jahre alte “Kyrus-Edikt”, das auf den 101. Jahrestag hinläuft, noch breiter bekannt werden zu lassen?

Die Zeit für Buße

Es gibt viele Fürbitter hier in Großbritannien, die sowohl in der Kirche als auch in der Regierung die Last der HERRN für Buße für unseren Verrat an San Remo und dem Mandat tragen, und es gibt einige, die glauben, dass dieses Jahr zum hundertjährigen Jubiläum unsere letzte Chance sein könnte. Echte Buße ist nicht nur eine Frage der Entschuldigung bei Israel für unseren Verrat, sondern die Neuausrichtung unserer Außenpolitik auf das, was unser damaliger Premierminister David Lloyd George 1920 in San Remo beabsichtigt hatte und was von der internationalen Gemeinschaft einstimmig bestätigt worden war. Andernfalls bleiben wir auf Kollisionskurs mit dem Gott Israels.

Der Herr, der durch den Propheten Joel sprach, gab uns eine düstere Warnung: “Denn siehe, in jenen Tagen und zu jener Zeit, wenn ich das Geschick Judas und Jerusalems wenden werde, dann werde ich alle Nationen versammeln und sie ins Tal Joschafat hinabführen. Und ich werde dort mit ihnen ins Gericht gehen wegen meines Volkes und meines Erbteils Israel, das sie unter die Nationen zerstreut haben. Und mein Land haben sie geteilt.“ (Joel 4: 1,2)

Es ist ein sehr ernüchternder Gedanke, dass die Entscheidung, ob wir als Nation nach links mit den Böcken oder nach rechts mit den Schafen gehen, wie im Gleichnis des Herrn von den Schafen und Böcken (Matthäus 25), davon abhängt, ob wir bereit sind, vor dem Herrn für unsere vergangenen Taten Buße zu tun und uns wieder auf Seine Absichten mit Israel auszurichten, wie in den Tagen von San Remo.

Mehr dazu sehen Sie in Episode 10 des Videos ‘Whose Land?’

Dies ist der sechste und letzte Artikel einer Serie von sechs Artikeln aus Prophecy Today UK, in deren Mittelpunkt die San Remo-Resolution steht, und wird mit Genehmigung des Autors veröffentlicht.
>>Überblick über diese Serie

 

(Übersetzung Daniela Schmauz und Hans Weissenböck)

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